Vorgeplänkel
Ganz leicht ist es dieser Tage nicht, einen Ausbildungskurs abzuhalten. Corona wirft seinen Schatten, oder zieht ihn sehr zäh hinter sich her. Kennenlernen per Videokonferenz bei der Vorbesprechung, eine solide Impfquote und eher lockere Einreisebestimmungen ermöglichten doch den acht Teilnehmern und den beiden Ausbildern Arne und Stefan am Freitagabend auf der Auberge du Schantzwasen einzutreffen. Beim Firnkurs – ein echter Klassiker im Ausbildungsprogramm des ASS – sollte das Bewegen in Schnee, Firn (und Eis) trainiert werden. Da es aber schon dunkel war, gab es erstmal ein leckeres Abendessen, ein paar Knotenübungen und ein fröhliches „Steigeisen wechsle dich“. Ein Steigeisen muss eben zum Schuh passen. Ein Satz der in Erinnerung blieb: “Was du nicht hast, brauchst du auch nicht”. Dieser Merksatz war das Wochenden über der Running Gag.
Tag 1:
How to start your day right? – Natürlich mit einem reichhaltigen Frühstück. Kurz darauf gings – mit einem kleinen Umweg – auf die geschlossene Skipiste direkt hinter der Auberge. Der Umweg wurde nötig, da das geplante Übungscouloir am Hohneck derart vereist war, dass es eher eine harte Abschlussprüfung als zahmes Übungsgelände gewesen wäre. Thema des Tages: “Gehen im Schnee mit und ohne Steigeisen und Pickel”. Bei herrlichem Sonnenschein und nur wenig Wind lernten wir verschiedene Gehtechniken zur Fortbewegung im Schnee kennen. Sei es durch Hacken lastiges und breitbeiniges Stapfen bergab, Schmier- und Sicheltechnik zur Querung von Berghängen oder auch das Schlagen von Trittstufen zur Fortbewegung bergauf. Auch wie man den Pickel zur Unterstützung beim Gehen nutzt durfte genauso wenig fehlen wie der Einsatz von diesem im Falle eines Falles. Nach einer kleinen Stärkung waren die meisten von uns das erste Mal auf Steigeisen im Schnee unterwegs und lernten die goldene (wenn auch sehr frei ins Englische übersetzte) Regel “never go on the yeast cake” kennen – gemeint ist natürlich, dass beim Gehen alle Zacken im Schnee sein müssen. Zum ausbildungstechnischen Abschluss des Tages absolvierten wir noch einige Rutschübungen um zu testen, wie man sich verhalten sollte, wenn es mal ungewollt mit Kopf oder Füßen zuerst bergab geht. Nach dem Abendessen in der Hütte ging der Tag recht schnell und müde zu Ende.
Tag 2:
Der zweite Tag stand ganz unter dem Motto “Gehen in der Gletscherseilschaft und Spaltenbergung”. Bei recht windigem Wetter drehten wir Serpentine um Serpentine den Berg hinauf und wieder hinab, um einige der Besonderheiten und Kniffe kennenzulernen, die es zu beachten gilt, wenn man mit mehreren Personen durch ein Seil verbunden am Berg unterwegs ist. Da bei “echten” Touren aber auch Hindernisse wie z.B. Spalten auftauchen können, lernten wir ebenfalls verschiedene Techniken kennen, wie man ein Mitglied der Seilschaft aus solch einer misslichen Lage befreien kann. Beim Mannschaftszug – dem “team train” – “stürzte” der Unglückspilz sogar über eine Abbruchkante in einen steileren Hang. Alle Opfer wurden aber erfolgreich von ihrer Seilschaft gerettet ;-). Auch das Prinzip der losen Rolle, eine Technik, die bei einer Dreierseilschaft zur Anwendung kommt, durfte natürlich nicht fehlen. Die Abläufe hierbei sind jedoch komplexer und müssen von den meisten vermutlich noch einige Male geübt werden. Recht durchgefroren ging es am Nachmittag zurück zur Auberge für eine gemeinsame Abschlussrunde bei einem Heißgetränk. Mit viel informativem Wissen, spannenden Erfahrungen und auch etwas Müdigkeit im Gepäck ging es anschließend wieder nach Hause. Herzlichen Dank an Stefan und Arne für das gelungene Ausbildungswochenende!
Lost in Translation oder doch nicht?
Eine Herausforderung wurde mit Bravour gelöst: Die sprachlichen Klippen (Deutsch-Saarländisch-Englisch) konnten umschifft werden. Mit Händen, Füßen und solidem Englisch (oder das, was wir dafür halten, Stichwort „team train“) klappte die Verständigung problemlos.